Die mich behandelnde Ärztin ist in Urlaub. Fortbildung. Weiterbildung. Ausbildung. Seminar. Kompensation. Überzeit. Auszeit. Nachtzeit. Heirat, Mutter-, Kind-, Familienschaft. Sie ist einfach nicht da! Vieldeutige Auskünfte, nichts Konkretes: Sollte, müsste, könnte, vielleicht. Hinzu kommt, ein Nachteil der Teilzeit, dass meine Krankheit sich nicht an den einen Dienstag in der Woche hält. Von einer kontinuierlichen Behandlung kann keine Rede mehr sein. Und: Darf man sagen, dass nicht alle, die mich nun ersatzmässig zu behandeln haben, sympathisch sind, gelegentlich mehr als wenig sympathisch? Und ich als Patient, der üblicherweise bei der Abwesenden in Behandlung steht, störe nur. Grosszügig hat man mich («nur kurz!» «pumpenvoll») noch hineingedrückt. Nachlässig schaut man die Daten an, stellt zum hundertsten Mal die gleichen Fragen, ist nicht bei der Sache, weil mein Fall eh der Anderen gehört. Man verfügt über alle Daten, doch diese sind zu viel, ein kurzes stummes Computerspiel: alles ist schliesslich allen alles. Verwiesen wird auf neuere Studien, will nun das, was nicht studienmässig bewiesen ist, abändern, umstellen; alles, was nicht zeitgemäss ist, entsorgen: Medikamente, mich. So führt mich meine Abwesende in den Abgrund, schuldlos. Und ich ziehe weiter von Doktor zu Doktor. Man versteht nichts und tut doch so, als wüsste man alles besser. Und werde verschoben, ein Gepäckstück: Von da nach dort, extern, intern, von oben nach unten, und jene unten wissen nichts von denen oben ad infinitum …