Mild Cognitive Impairment

FMH
Ausgabe
2019/26
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2019.17997
Schweiz Ärzteztg. 2019;100(26):876-877

Affiliations
Dr. med., ehem. Leistungsausschuss ReMed

Publiziert am 25.06.2019

Eine junge Hausärztin meldet sich bei ReMed, spürbar unsicher ob der Entscheidung, diesen Schritt zu machen. Vor dem eigentlichen Gespräch möchte die junge Ärztin die strenge Vertraulichkeit sowie das Arztgeheimnis bestätigt bekommen. Zusammen mit einem Kollegen ist sie in einer Gruppenpraxis angestellt. Der Inhaber hat eigentlich schon lange seinen Rücktritt angekündigt und versprochen, seine Praxis den beiden jungen Hausärzten zu übergeben. Die Ehefrau des Chefs arbeitet am Empfang und ist für die Administration zuständig.
Tired doctor isitting at workplace in hospital
In einer Gruppenpraxis sorgt sich eine junge Hausärztin gemeinsam mit ihrem jungen Kollegen um ihren Chef. Letzterer hat seinen Mitarbeitern schon seit langem die Übergabe der Praxis in Aussicht gestellt. Aber anstatt sich zurückzuziehen, fällt er merkwürdige Entscheidungen und scheint mit der Situa­tion überfordert zu sein. In ihrer Verzweiflung wendet sich die junge Ärztin an ReMed (Symbolbild).
Die Stimmung innerhalb des Praxisteams sei extrem angespannt, eine medizinische Praxisangestellte (MPA) habe eben gekündigt. Der Chef selbst zeige sich in letzter Zeit eigensinnig, rechthaberisch und sei Neue­rungen gegenüber negativ eingestellt, dies spe­ziell beim Thema Digitalisierung (es sei doch bisher auch gut gegangen). Auch an Fortbildungen nehme er nicht mehr teil. Problematisch werde es dann, wenn der Chef Termine oder gar Patienten verwechselt und dann die MPA dafür verantwortlich macht. Offenbar wachsen auch bei seiner Ehefrau die Zweifel, und sie frage sich, ob ihr Mann noch fähig sei, die Sprechstunde zu bewältigen. Alle befürchten, dass ein gra­vierender Fehler passieren könnte. Auffallend sei die Tatsache, dass sich die Patientinnen mehr und mehr bei den jungen Kollegen einschreiben lassen, was wieder­um den Chef sehr kränke und misstrauisch mache. Es sei auch schon zu Reklamationen gekommen.
Direkt auf die Problematik angesprochen, reagiere er sehr unwirsch und beleidigt und weiche aus. Die Erwartung der Ärztin an ReMed ist nun, zu helfen, diese delikate Situation zu klären.

ReMed ist für Sie da

Brauchen Sie oder jemand aus Ihrem Umfeld professionelle Hilfe? Wenden Sie sich an ReMed: Das Unterstützungsnetzwerk für Ärztinnen und Ärzte respektiert das Arztgeheimnis und berät Sie kompetent. Auch bei anderen beruflichen und persönlichen Krisen kann Ihnen ReMed Lösungswege aufzeigen. Dieses Angebot gilt auch für Personen aus dem Umfeld von Ärztinnen und Ärzten. 24 Stunden am Tag. Die ärztlichen Beratenden melden sich innerhalb von 72 Stunden: www.swiss-remed.ch, help[at] swissremed.ch, Tel. 0800 0 73633.
ReMed evaluiert mit der betroffenen Ärztin verschiedene Vorgehensweisen. Mit ihrem Einverständnis nimmt ReMed mit der Ehefrau telefonisch Kontakt auf und bespricht mit ihr, wie sie ihren Mann motivieren könnte, die offensichtlichen Spannungen in der Praxis mit einer aussenstehenden Person zu analysieren und Auswege zu finden. ReMed vermittelt eine geeignete Mediatorin, die wenig später in der Praxis ein klärendes Gespräch moderiert. Es gelingt, in einer wohlwollenden Atmosphäre, die Sorgen des Praxisteams anzusprechen, und der Praxisinhaber willigt in ein weiteres Gespräch zu zweit ein.

ReMed-Intervisionen für Erstberatende und Netzwerkmitglieder

Neben den Unterstützungsangeboten für ratsuchende Ärztinnen und Ärzte führt ReMed seit 2009 auch regionale Intervisionen zum Erfahrungsaustausch für Kolleginnen und Kollegen durch, die Ärztinnen und Ärzte als Patienten betreuen. Diese ermöglichen Vernetzung und Bildung von Peergroups (jeweils 6–8 Teilnehmer, 2–3 Treffen pro Jahr), welche gemeinsam Fallfragen zu Mentoring, Coaching, Beratung, Therapie oder anderen Aspekten (juristisch, versicherungsrechtlich etc.) erarbeiten. Setzen Sie sich mit uns in Verbindung, nehmen Sie an einer Sitzung teil und lernen Sie unsere Arbeit kennen. Kontakt und Anmeldung:
Dr. med. Sabine Werner, Mitglied Leitungsausschuss ReMed, dr.s.werner[at]hin.ch
Mögliche nächste Daten 2019: 26. September, 14. November und 21. November, jeweils 14–18 Uhr, in Zürich.
Unter vier Augen gesteht er, dass er sich häufig überfordert fühle, am Abend todmüde sei und trotzdem nicht schlafen könne. Er sehe keinen Ausweg, denn er könne seine langjährigen Patientinnen und Pa­tienten doch nicht einfach sitzen lassen und zu diesen modernen jungen Kolleginnen und Kollegen abschieben.
Er lässt sich überzeugen, dass eine gesundheitliche und mentale Standortbestimmung hilfreich wäre, und ist mit der Überweisung an eine entsprechende Fachärztin einverstanden. Den Termin will er selbst vereinbaren. Weil er sich jedoch so schämt, ist er aber froh um ein Überweisungsschreiben. Die Untersuchung ergibt eine leichte Form eines Mild Cognitive Impairment.
Hauptgrund für die Probleme ist aber die daraus re­sultierende Überforderung. Nur eine spürbare Reduktion des Pensums ermöglicht eine weitere, begrenzte Pra­xistätigkeit. In der Gruppenpraxis ist die soziale Kon­trolle für dieses Setting ausreichend. Mittelfristig wird er seinen Rücktritt und die Nachfolgeregelung konkret in Angriff nehmen – bei Bedarf begleitet durch die externe Beraterin.

Coaching-Gruppen

Die Coaching-Gruppen bieten den idealen Rahmen für einen vertrauensvollen Austausch über sämtliche schwierigen beruflichen Themen, z.B. den Umgang mit Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzten, Ängste oder Belastungsgrenzen. Das Ziel der Coaching-Gruppen ist es, unter fachlich kompetenter Anleitung in ein kollegiales Gespräch zu kommen und sich gegenseitig zu bestärken. Das Angebot richtet sich an Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte am Spital und in Praktika sowie an niedergelassene Medizinerinnen und Mediziner. Es schliesst Teilnehmende sämtlicher Fachrichtungen ein. Zurzeit werden Coaching-Gruppen in Bern, Zürich und St. Gallen durchgeführt. Genauere Informationen finden Sie unter www.swiss-remed.ch → Weitere Angebote → Coaching-Gruppen.
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