Warum wir Ärzte und Ärztinnen das CO2-Gesetz unterstützen sollten

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2021/22
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2021.19883
Schweiz Ärzteztg. 2021;102(22):740

Publiziert am 02.06.2021

Warum wir Ärzte und Ärztinnen das CO2-Gesetz unterstützen sollten

Es ist heute etabliertes Fachwissen, dass der Klimawandel überwiegend durch menschgemachte Treibhausgasemissionen verursacht wird. Wir leben in einer globalen Welt (heisst wir machen Flugreisen und Ferien in anderen Kontinenten, verzehren Fleisch, Früchte und Gemüse aus Übersee und erfreuen uns an immer besseren Elektronikgeräten aus dem asiatischen Markt). Doch nicht nur wir Menschen, sondern auch Treibhausgase wie CO2 sind global. Die Schlussfolgerung ist eindeutig: Wir haben eine globale kollektive Verantwortung für unseren Planeten, oder wie es der durch einen tragischen Unfalltod verstorbene Arztkollege Martin Vosseler formulierte: Eine planetare Ethik ist erforderlich.
Das CO2-Gesetz kommt am 13. Juni 2021 zur Abstimmung und ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, wenn auch nur ein kleiner Tropfen auf den immer heisser werdenden Stein der Klimaerhitzung. Es ist fair kon­zipiert und belohnt diejenigen, die sich nachhaltig verhalten. Diejenigen, die das nicht verste­hen, haben Wissenslücken, denn die verursachergerechte Belastung von externen Kosten ist zutiefst marktwirtschaftlich und entspricht dem state-of-the-art der modernen Ökonomie.
Slogans wie «Autofahren nur für Reiche» sind unter diesen Aspekten nicht nur fachlich falsch und irreführend, sondern entsprechen einer populistischen Irreführung der Abstimmungsberechtigten, um eine Besitzstandswahrung zu sichern, deren Legitimation ab­gelaufen ist. Eine Korrektur ist nötig: Die Mobilität mit fossilen Treibstoffen verursacht heute rund ein Drittel des Treibhausgasausstosses in der Schweiz. Heizungen mit fossilen Brennstoffen ebenso. Was kann getan werden? Wir importieren jedes Jahr mehr als 10 Millionen Tonnen Erdölprodukte. Daraus entstehen über 30 Millionen Tonnen CO2 in der Schweiz! Diese unsinnig grosse Menge CO2 muss reduziert werden, denn für dieses Geld können wir besser unsere einheimischen Ressourcen zu unserem Vorteil nutzen. Statt unnötig Geld ins Ausland für verschmutzende Technologien und Öllieferungen auszugeben, die unserem Klima und unserer Gesundheit schaden, können wir unsere einheimische Wirtschaft stärken. Nachhaltige Landwirtschaft, Wasserkrafttechnologie, Solarstrom, Windkraft, Elektromotoren und E-Mobilität, IT-Knowhow mit Energieoptimierung etc. sind Technologien, die wir schon lange beherrschen. Sie schaffen Tausende von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung, die wir in un­serem eigenen Land generieren können.