Eine Antwort auf fast alles

Forum
Ausgabe
2022/39
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2022.20940
Schweiz Ärzteztg. 2022;103(39):22

Publiziert am 27.09.2022

Buchbesprechung Ob Prostatabehandlung oder Bestimmung der Makrohämaturie – das Praxishandbuch von John Hubert gibt Grundversorgerinnen und -versorgern Antworten. Knapp, klar und übersichtlich bespricht er auf 136 Seiten die wichtigsten urologischen Fragen. Eine Rezension von Hanspeter Fuhrer.
In der hausärztlichen Praxis stellen sich häufig Fragen zur Abklärung und Therapie urologischer Probleme von Patientinnen und Patienten. Das von Spezialisten geschriebene und in der dritten Auflage sorgfältig überarbeitete Praxishandbuch Urologische Fragen in der Praxis, jetzt auf den neuesten Stand gebracht, scheint mir für uns Grundversorgerinnen und -versorger nach wie vor eine grosse Hilfe zu sein. Knapp und klar verfasst und mit einem deutlich verbesserten, übersichtlichen Inhaltsverzeichnis sowie einem detaillierten Index versehen trägt es zur raschen Klärung unserer Fragen bei. Den Inhalt ergänzende Merkkästchen, gelb hervorgehoben, und Tabellen visualisieren das Wesentliche. Schlussfolgerungen und Zusammenfassungen schliessen die Kapitel ab.
John Hubert Urologische Fragen in der Praxis
Bremen: Uni-Med, 3. neubearbeitete Auflage; 2021.

Das PSA-Screening

Ein oft diskutiertes Problem in der hausärztlichen Praxis ist die Bestimmung des Wertes des prostataspezifischen Antigens (PSA), seit er als Screening-Parameter in Frage gestellt und damit für viele Ärztinnen und Ärzte obsolet wurde. Wann ist die Bestimmung des PSA dennoch indiziert? Wie ist die Patientin, der Patient über seine Bedeutung zu informieren? Für Hausärztinnen und -ärzte hilfreich sind die Kapitel zwei «Benigne Prostataobstruktion» und vier «PSA und Prostatakarzinom». Es wird die notwendige Patienteninformation über mögliche Konsequenzen eines PSA-Tests für eine Abklärung erläutert. Epidemiologische Daten und eine differenzierte Interpretation der PSA-Werte führen schliesslich zu einer sinnvollen Anwendung mit anschliessender Weiterabklärung bei einem positiven Resultat. Die verschiedenen Therapieoptionen bei einem diagnostizierten Prostatakarzinom werden ausführlich und kritisch dargelegt. Im zweiten Kapitel wird das weit verbreitete Leiden behandelt. Eine wesentliche Neuerung der letzten Jahre ist die primäre, bei einigen Männern gar lebenslange medikamentöse Behandlung, eventuell in Form einer Kombination mehrerer Substanzen. Diskutiert werden die verschiedenen invasiven Therapien. Harnverhalt und Katheterismus schliessen das Kapitel ab.
Im anschliessenden Kapitel «Phytopharmaka bei benigner Prostatahyperplasie» werden Studien vorgestellt, die die Wirksamkeit der Phytotherapie bei Prostatahyperplasie belegen. Phytotherapeutika sind bei dieser Indikation in erster Linie «eine gute initiale Option».

Management der Urolithiasis

Die Befunde Makrohämaturie, Harnsteinleiden und die Metaphylaxe der Nierensteine werden in den Kapiteln fünf bis sieben dargelegt. Bei der Makrohämaturie wird zwischen schmerzhafter (Urolithiasis, Entzündungen, Traumata und andere) und schmerzloser (maligne Tumore) differenziert. Ausführlich beschrieben wird die Problematik der Urolithiasis und die Steinmetaphylaxe. Weitere Ursachen einer Hämaturie sind anschliessend erwähnt (Medikamente, Endometriose, Zysten und Fehlbildungen).
Das neunte Kapitel «Harnwegsinfektionen» beginnt mit einem bis zu den alten Griechen zurückreichenden historischen Exkurs über das Thema der Harnwegsinfektion. Es folgen Definitionen, Epidemiologie, Ätiologie mit Pathogenese und schliesslich eine ausführliche Besprechung von Diagnosen und Therapien der einzelnen Infektionen. Risikofaktoren, Erreger und die Einteilung der chronischen Prostatitis werden in übersichtlicher Form tabellarisch dargestellt. Die verschiedenen Beschwerdebilder, die unter dem Begriff Blasenfunktionsstörungen subsumiert werden, sind in Kapitel zehn dargestellt. Im Abschnitt Therapie werden die verschiedenen mechanischen, medikamentösen und operativen Möglichkeiten besprochen. Therapeutische Optionen sind in diesem Kapitel in tabellarischer Form aufgelistet.

Keine Anamneseform vergessen

Ein eigenes Kapitel ist den Themen «Impotenz und Infertilität» gewidmet. Im ersten Teil werden die verschiedenen Formen der Impotenz gegeneinander abgegrenzt. Die Anamnese ist in eine Sexual- und eine Allgemeinanamnese unterteilt. Hier vermisse ich die wichtige Psychosozialanamnese, da sich die erektile Dysfunktion oft in diesem «Raum» entwickelt und etabliert. Die notwendigen und möglichen Abklärungen sind in ihrer Vielfalt übersichtlich zusammengestellt. Neben den medizinisch-technischen Therapien scheint mir eine psychotherapeutisch orientierte Sexualtherapie wichtig zu sein. Weitere Kapitel, auf die hier nicht näher eingegangen wird, betreffen die endokrine Urologie, die Hoden, Nebenhoden und das Skrotum.

Gesamteindruck

Zusammenfassend ist das praxisorientierte Handbuch empfehlenswert, speziell zur Auseinandersetzung mit der Thematik der Prostatapathologie. Die Kapitel «Blasenfunktionsstörungen» und «Impotenz» beantworten im medizinischen Alltag auftretende Fragen weiterführend. Inzwischen ist der medizinische Ansatz im praktischen Umgang mit den leidenden Menschen erfreulicherweise ganzheitlich orientiert.

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Dr. med. Hanspeter Fuhrer, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin