Lassen Sie uns zusammenspielen

Zu guter Letzt
Ausgabe
2022/43
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2022.21124
Schweiz Ärzteztg. 2022;103(43):82

Publiziert am 25.10.2022

Nach einigen Wochen ohne Sport verspürte ich wieder den Drang, mich auszupowern, meinen Körper zu fordern, Belastungsgrenzen auszutesten. Ich rannte los. Die ersten Meter waren zäh. Es nieselte. Nach der dritten Runde im Park bemerkte ich etwas seltsames: Meine linke Hand wurde zunehmend kalt. Eiskalt. Meine rechte wiederum fühlte sich warm an. Was war los mit meinem Körper? Was sollte ich tun oder lieber lassen? Ich wusste es nicht. Ich beendete meinen Lauf und lief im ruhigen Tempo heimwärts. Der Puls sank und mit ihm normalisierten sich allmählich die Temperaturunterschiede zwischen linker und rechter Hand.
Wenige Tage später sass ich im Sprechzimmer und schilderte das Problem und meine Wahrnehmungen dazu. Gut vorbereitet lieferte ich meinem Arzt alle Informationen, die für seine Anamnese von Belang sein könnten. Unter anderem berichtete ich auch von einem Rippenbruch, den ich wenige Monate zuvor erlitten hatte. Ruhig und aufmerksam folgte der Doktor meinen Ausführungen. Schliesslich bedankte er sich für die vielen Informationen. Erst war ich nicht sicher, ob mein Bericht zu detailliert und ausschweifend gewesen war. Zugegeben: Ich hatte mich vor dem Arzttermin über mögliche Krankheitsbilder informiert, im engsten Freundeskreis zähle ich mehrere Ärzte, darunter ein Chirurg und Orthopäde, der sehr früh eine treffende Ferndiagnose stellte – wie sich im Nachhinein herausstellen sollte. Ich wollte aber keinesfalls, dass der Eindruck entsteht, dass ich die Diagnose ins Sprechzimmer mitbringe. Mein Hausarzt untersuchte mich und überwies mich zur weiteren Abklärung an einen Neurologen, später zu einem Angiologen. Schliesslich, nach der Konsultation dieser Spezialisten stand die Diagnose des Arztes: Er entliess mich mit zehn Sitzungen beim Physiotherapeuten.
Das Zusammenspiel meines Arztes und der Spezialisten, an die er mich verwies, funktionierte hervorragend. Ich war froh, zu wissen, woran ich bin, worauf ich zu achten habe und wie ich mit der Diagnose umgehe. Ein gutes Zusammenspiel von und mit Spezialisten steht seit Juni im Zentrum meiner Arbeit beim Schweizerischen Ärzteverlag. Als Chef vom Dienst (CvD) bewege ich mich zwischen unterschiedlichen Teams und der Ärzteschaft. Als Bindeglied und Schnittstelle umfasst mein Aufgabengebiet viele unterschiedliche Disziplinen. Das erfordert ein gleichermassen hohes Mass an Flexibilität, aber auch Spannkraft, Kontinuität und Zuverlässigkeit. Schliesslich verfolgen wir Woche für Woche ein gemeinsames Ziel: ein qualitativ hochstehendes, informatives und unterhaltendes Magazin für Ärztinnen und Ärzte zu publizieren.
Als Patient ist das Zusammenspiel mit den Ärztinnen und Ärzten anders gelagert als im redaktionellen Umfeld. Das liegt in der Natur der Dinge. Behandlungen und Diagnosen werden nicht besser oder einfacher, wenn Patientinnen und Patienten Diagnose und Therapie zu ihrem Leiden in der Sprechstunde gleich mitliefern. Im Zweifel kann das eher irritierend wirken. Redaktionelle Arbeit verbessert sich allerdings, wenn Autorinnen und Autoren gemeinsam mit den Redaktorinnen und Redaktoren an den Texten arbeiten. Mit seiner Drehscheibenfunktion ist der CvD ein Dienstleister für ein gemeinsames Vorhaben: Er steht buchstäblich im Dienste aller, um den gemeinsamen Zielen von Autorenschaft, Layout, Anzeigenverkauf und Redaktion gerecht zu werden. Dafür ist ein gutes und flüssiges Zusammenspiel notwendig. Ich freue mich darauf.
Bahador Saberi
Chef vom Dienst, Schweizerischer Ärzteverlag EMH